Von der Hülser Volks-Zeitung
zu den Hülser Mitteilungen

1901 ist die Hülser Volkszeitung zum ersten Mal erschienen.
Damit kann die Hülser Ortspresse auf über 100 Jahre Geschichte zurückblicken. Geht doch eine kontinuierliche Entwicklung von der früheren „Hülser Volks-Zeitung“ zu den heutigen „Hülser Mitteilungen“. Dies drückt sich nicht zuletzt im Kopf des Blattes aus, wo das Wort „Hülser“ buchstabengetreu aus dem Kopf der früheren Zeitung entnommen wurde.

Leider wurde das komplette Archiv mit den Jahresbänden 1901 bis 1940 ebenso ein Opfer des Krieges, wie der gleiche Bestand im Archiv des Rathauses. Eine unersetzliche Quelle zur Ortsgeschichte der ersten 50 Jahre unseres Jahrhunderts ging damit für immer verloren.


Existierte schon zu Anfang des vergangenen Jahrhunderts das Kempener Intelligenzblatt, in dem auch Anzeigen aus Hüls veröffentlicht wurden, in der Hauptsache Verkäufe und Fruchtversteigerungen, so scheint um die Jahrhundertwende das Bedürfnis so groß geworden zu sein, dass auch für Hüls ein eigenes Presseorgan nötig und lohnenswert erschien. Deshalb kam es im Jahre 1901 zur Gründung der „Hülser Volks-Zeitung“ durch die Firma Plate & Co. Leider fehlen, wie schon gesagt, aus den Anfangsjahren jegliche Unterlagen, so dass wir uns kein Bild von den ersten Ausgaben machen können. Die Geschäftsstelle muss auf der Krefelder Straße – Ecke Auf dem Graben gewesen sein.


Im Februar 1906 kam Heinrich Kaltenmeier, nach der Ausbildung in verschiedenen süddeutschen Verlagen nach Hüls und übernahm mit Peter Josef Mayer die Herausgabe unter der Firma Mayer & Kaltenmeier. Die Druckerei zog in die Hochstraße (jetzt Konventstraße)  in das Haus Nr. 28 (Amelung).
Nach fünf Jahren trat Peter Josef Mayer aus der Firma aus, um in Mülheim eine eigene Druckerei zu gründen. Für ihn trat Richard Verhuven aus Tönisberg als Teilhaber in die Firma ein. Als Kaltenmeier & Verhuven wurde jetzt die „Hülser Volks-Zeitung“ herausgegeben. 

In dieser fruchtbaren Zusammenarbeit wurden auch umfangreiche heimatgeschichtliche Werke herausgegeben, u. a. „Die Geschichte der Grafschaft Moers“, „Die Geschichte Wachtendonks“, „Die Geschichte der Abtei Kamp“ u. a.
Von Rundfunk und Fernsehen oder gar Internet wagten nur Fantasten zu träumen und die „Hülser Volks-Zeitung“ kam im großen Berliner Format einem breiten Informationsbedürfnis entgegen. Zweimal in der Woche, mittwochs und samstags, lag die Zeitung mit einem Umfang von 8 bis 16 Seiten vor der Haustüre. Sie berichtete nicht nur über das Ortsgeschehen, sondern auch, teilweise illustriert, aus der weiten Welt mit Beilagen für den Landwirt, die Hausfrau und den Heimatfreund. Es gab auch Extrablätter zwischen den Tagen, wie zum Beispiel zum Tode des Hülser Armeebischofs Dr. Joeppen am 27. Februar 1927.

Am 17. Dezember 1930 starb Heinrich Kaltenmeier, der 25 Jahre seiner Zeitung das Gesicht gegeben hatte. Wie heißt es in seinem Nachruf: „Mit ihm ist eine Persönlichkeit dahingegangen, die mit den Geschicken von Hüls, das ihm zur zweiten Heimat geworden war, fast ein Vierteljahrhundert in jeder Hinsicht eng verbunden war.“
Richard Verhuven, der schon vorher durch seine heimatkundlichen Arbeiten die Heimatfreundbeilage bereichert hatte, übernahm die Schriftleitung, bis er 1936 ausschied um eine eigene Firma zu gründen.

Ab 1933 geriet auch die „Hülser Volks-Zeitung“ als sogenannte katholische Tageszeitung in das Schussfeld der NSDAP. Man wartete nur darauf, auch diesem Blatt den Garaus zu machen. Es gab zwar nach außen hin keine Zensur, aber sogenannte „Sprachregelungen“ schrieben genau vor, was gedruckt und was nicht gedruckt werden durfte. Jeden Tag erschien ein Geheimbrief des Reichspropagandaministeriums mit genauen Vorschriften zu den Tagesereignissen. Wehe, wenn gegen diese Vorschriften auch nur leicht verstoßen wurde. Der Schriftleiter verlor sofort seinen Beruf und weitere Sanktionen warteten auf ihn. Diese Geheimbriefe mussten unter strengstem Verschluss aufbewahrt werden und wurden unter Kontrolle der Reichspressekammer vernichtet. Wie sah 1939 Dr. Lutz Breuning, damals verantwortlicher Schriftleiter, seinen Kopf bereits wackeln, als er einmal ein ganzes Paket dieser Briefe einfach in der Straßenbahn liegen ließ. Den Schrecken konnte sich nur ein Eingeweihter vorstellen. Wie selig war er dann, als er schnellstens zum Büro der Krevag fuhr und er dort ungeöffnet sein Päckchen ausgehändigt bekam.

1940 hatte dann endgültig die letzte Stunde der „Hülser Volks-Zeitung“ geschlagen. Unter dem Vorwand der Papierknappheit wurden alle katholischen Zeitungen in Deutschland verboten. Und sofort setzte massiver Druck ein, die Verlagsrechte an die parteieigene „Volksparole“ abzutreten, da nach einem Endsieg keine Aussicht bestände, die Zeitung wieder aufleben zu lassen. Als einzige im weiten Umkreis wehrte sich Katharina Kaltenmeier gegen dieses Ansinnen mit sehr mutigen Worten, um die Existenz für die Söhne zu erhalten.

Am 21. Juni 1943, in der Nacht, in der Krefeld in einem Flammenmeer der Brandbomben zusammensank, bekam auch Hüls einiges ab. Dabei wurde auch der technische Betrieb ein Opfer der Brandbomben und damit das unersetzliche Archiv.

In der Nachkriegszeit gestatteten die Besatzungsmächte neben den überregionalen Zeitungen in jedem Kreis nur ein Mitteilungsblatt und das war selbstverständlich das amtliche Kreisblatt. Ende 1948 wurde für kurze Zeit das Kreisblatt eingestellt und sofort stellten Heinrich und Karl Kaltenmeier beim Innenminister den Antrag auf eine Lizenz, unterstützt vom damaligen Gemeindedirektor Peter Knippen.
Der Antrag musste genehmigt werden und die Genehmigung wurde vorsichtshalber persönlich in Düsseldorf abgeholt, bevor durch das Neuerscheinen des Kreisblattes die Voraussetzung entfiel.

Januar 1949 konnte die erste Ausgabe der „Hülser Mitteilungen“ erscheinen als direkte Nachfolge der „Hülser Volks-Zeitung“. Die Zeiten hatten sich zwar verändert, Rundfunk und Fernsehen waren auf dem Vormarsch, trotzdem bestand ein echtes Bedürfnis nach innerörtlicher Kommunikation.

Das bewies die begeisterte Aufnahme der ersten Ausgaben. Die überörtlichen Informationen waren schneller aus anderen Quellen zu befriedigen, aber das Informationsbedürfnis örtlich war sehr groß. Dafür reichte das kleine Format vollständig aus. In den vielen Jahren, die seither verflossen sind, hat sich dieser Gedanke als richtig erwiesen, denn die „Hülser Mitteilungen“ erfreuen sich einer ungeschmälerten Beliebtheit und sorgen mit dafür, dass der örtliche Zusammenhalt in Hüls auch die Stürme der Neugliederung überstand, ohne dass das Gemeinschaftsgefühl der Hülser Schaden nahm. Und auch in Zukunft haben sie keinen größeren Ehrgeiz, als Mittler zu sein zwischen allen Hülser Bürgern. Mittlerweile sorgt dafür die dritte Generation der Familie Kaltenmaier, die Kinder von Karl Kaltenmaier Gregor und Barbara.

Quelle: Firmenarchiv und Hülser Heimatblätter